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CSD gegen Homophobie

Homophobie Lesben
Lesben: Immer schön freundlich?

CSD Karlsruhe: Gegen die Angst

Homophobie in Deutschland weit verbreitet

Wenn wir am Samstag als Schirmfrauen die Parade des CSD in Karlsruhe anführen, tun wir dies auch gegen die Angst. Nicht so sehr gegen die eigene, sondern gegen die Angst vieler heterosexueller gegenüber homosexuellen Menschen. "Homophobie" heißt diese Angst, und mit "Phobie" werden in der Psychologie Angststörungen bezeichnet, die eine übertriebene, krankhafte Angst vor Situationen, Objekten oder Ereignissen zur Folge haben.

Hinter dem Begriff Homophobie steckt die Annahme, dass feindseliges Verhalten gegenüber Homosexuellen ein Ergebnis von Angst ist. Ob aber hinter jedem homophoben Verhalten Angst steckt, sei jetzt hier dahingestellt. Mit "Homophobie" wird inzwischen jedes feindselige, ausgrenzende und diskriminierende Verhalten gegenüber Lesben und Schwulen bezeichnet.

Homophobie ist auch in Deutschland weit verbreitet: Laut einer neuen Studie neigt ein Fünftel der Befragten zu
homophoben Einstellungen! Und dabei wurde nur nach besonders deutlichen homophoben Ansichten gefragt, z.B. ob Homo-Küsse "ekelhaft" seien. Die subtile und ganz alltägliche Homophobie dürfte noch weitaus verbreitet sein. Unserer Meinung fängt sie schon da an, wo es scheinbar tolerant heißt, "darüber" müsse doch gar nicht gesprochen werden.

Von einer Bekannten haben wir gestern ein positives Feedback für unsere Schirmfrauschaft des CSD Karlsruhe bekommen: "Das ist gut - Ihr seid so bekannt, da könnt Ihr auch viele Schranken durchbrechen!" Damit meinte sie Vorbehalte heterosexueller Menschen gegenüber Lesben und Schwulen. Solche Vorurteile seien dann schwieriger aufrecht zu erhalten, wenn wir uns als gern gesehenes Künstlerinnen-Paar als Lesben zu erkennen geben.

Einerseits freut uns das und es ist schön für uns. Aber es hat auch eine ganz andere Seite: Gerade Lesben stehen wohl immer noch besonders unter dem Verdacht, griesgrämig, "männerhassend" und irgendwie "unausstehlich" zu sein. Um ein solches Vorurteil widerlegen zu können, muss eine Lesbe dann besonders freundlich, zuvorkommend und "lieb" sein. Und so freut es uns zwar, wenn wir mit unserem zugegebenermaßen besonders kommunikativen Wesen einige längst fällige Schranken durchbrechen können - wir finden es aber andererseits höchst bedenklich, dass dies eine Voraussetzung für gesellschaftliche Akzeptanz von Lesben, und sicher auch Schwulen, sein soll.

Schüchtern, introvertiert, spießig, ernst, schweigsam - alle diese Eigenschaften können auf Schwule, Lesben, Bi-, Trans-, Inter- und heterosexuelle Menschen gleichermaßen zutreffen. Während sie bei letzteren aber als "normal" gelten, sind sie bei allen anderen in den Augen vieler Heterosexueller ein Grund für homophobes Denken. Die schlecht gelaunte Lesbe wird zum "Beweis" dafür, dass die eigenen Vorurteile berechtigt sind und schon sind die alten Klischees wieder erneuert.

Lesben und Schwule haben genau so wenig "Verpflichtung", besonders freundliche Menschen zu sein, wie alle Anderen. Insofern finden wir es überhaupt nicht lustig, wenn wir per Zufall erfahren, dass wir ja "so nett" wären, "obwohl" wir lesbisch seien...!

In der Psychologie gibt es das Phänomen der "Wahrnehmungsverzerrung". Es besagt, dass wir überstark wahrnehmen, was sowieso schon zu unserer Überzeugung passt. Wer also glaubt, dass Lesben unfreundlich oder Schwule "Weicheier" sind, wird sich das durch selektive Wahrnehmung immer wieder selbst bestätigen.

Die Psychologie lehrt uns aber auch, dass wir fähig sind, dazu zu lernen. Deshalb, liebe homophobe Mitmenschen: Wir sind nicht freundlich, "obwohl" wir Lesben sind, sondern weil das eben unserer persönlichen Art entspricht. Und wir sind auch bei Weitem nicht immer freundlich, wie gerade diese Rubrik unseres Blogs unschwer zu erkennen gibt.

Und für homophobe Menschen gibt es dann auch beim CSD in Karlsruhe zwei Möglichkeiten: Entweder all das zu sehen, was die eigenen Vorurteile bestätigt - oder die Augen ganz weit aufzusperren und auch all das Andere wahrzunehmen, was den eigenen Überzeugungen völlig zuwiderläuft. Wo ginge das besser als auf dem CSD, wo sich wirklich fast jede Facette der "Szene" zeigt?

Menschen, die Zweiteres tun wollen, sind ganz herzlich eingeladen, uns bei Parade und Kundgebung zu unterstützen: 2. Juni, 14 Uhr, Friedrichsplatz Karlsruhe

zur CSD Karlsruhe Homepage

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