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CSD Karlsruhe 2012

CSD Karlsruhe 2012
"Liebe. Mit Recht." CSD in Karlsruhe

CSD 2012 in Karlsruhe

Demoparade "Liebe. Mit Recht." durch Karlsruhe

Am 2. Juni 2012 um 14 Uhr startet in Karlsruhe wieder eine CSD-Parade. Auch wir werden dabei sein und zusammen mit anderen Lesben, Schwulen, Bi- und Transsexuellen durch die Innenstadt ziehen.

Laut dem Organisationskomitee wissen viele Karlsruher/innen nicht einmal, was ein CSD ist. Deshalb hier in aller Kürze (eine lange Erklärung gibt es zum Beispiel bei der Bundeszentrale für politische Bildung bpb zu lesen): In New York lehnten sich 1969 erstmals Lesben und Schwule gegen die fast alltäglichen Razzien der Polizei in Szenekneipen auf - und zwar in der Christopher Street. In Erinnerung daran heißen die Kundgebungen in ganz Deutschland CSD - für "Christopher Street Day".

Mit dem Motto des diesjährigen Karlsruher CSD "Liebe. Mit Recht." nimmt das Organisationskomitee in Karlsruhe deutlich Bezug auf die politische Historie des CSD. Dies ist umso erfreulicher, als sich heute viele CSDs dem Vorwurf ausgesetzt
sehen, zu reinen Partyveranstaltungen verkommen zu sein. Ein paar bunte Paradiesvögel, die ein bisschen Karneval machen - ganz nett...

Nun finden wir, dass an Paradiesvögeln absolut nichts auszusetzen ist - wir gehören da ja wohl selber dazu :-) Es sollte aber darüber hinaus tatsächlich nicht vergessen werden, dass wir Forderungen an die Gesellschaft und die Politik auf die Straße tragen. Es geht nicht einfach darum, die eigene Ästhetik zu präsentieren, sondern Akzeptanz und Gleichbehandlung dafür einzufordern. Ein "Recht auf Liebe" eben, so wie wir sie leben wollen.

Müssen wir dafür heutzutage noch auf die Straße gehen? Die Antwort ist ein deutliches "Ja!". Wer glaubt, dass "sexuelle Minderheiten" heute volle Akzeptanz erhielten, schaue sich am 2. Juni z.B. einfach mal die Gesichter der Zuschauer/innen bei der Parade an. Wir waren schon ziemlich erstaunt darüber, wie viele kopfschüttelnde und ablehnende Mienen wir letztes Jahr sehen konnten.

Es ist auch noch nicht lange her, dass wir ausgerechnet von der Bewohnerin einer alternativen Wohngenossenschaft in Karlsruhe aufgefordert wurden, uns nicht öffentlich auf dem Gelände zu küssen - wegen der Kinder! Ein "anderer kultureller Hintergrund" führte dazu, dass eine junge Theatergruppe unter unserer Leitung ihr Stück ändern sollte, weil der (von den Darstellerinnen selber in die Handlung gebrachte) Kuss zweier Mädchen darin zu einem Eklat im Publikum führen würde.

Viele Lesben und Schwule können eigene Geschichten erzählen, die zeigen, dass die Akzeptanz der Gesellschaft (noch) sehr oberflächlich ist. Viel zu viele trauen sich nach wie vor nicht, sich am Arbeitsplatz zu outen. Ganz abgesehen davon, dass von gesetzlicher Gleichstellung ebenfalls nach wie vor nicht die Rede sein kann.

Apropos "die Rede sein": Reden sollen wir oft am besten sowieso nicht über unser Lesbisch-Sein. Häufig gehörtes Argument: "Ich erzähle ja auch niemandem, was ich mit meinem Mann im Bett mache!" Als ob es darum ginge! Heterosexuelle Menschen nehmen oft gar nicht wahr, wie durchdrungen die ganze Öffentlichkeit, ihr eigenes Denken und vor allem auch ihr Reden von der Heterosexualität ist. Filme, Werbespots, Plakate, Anzeigen, Romane, Songs und Lieder: Fast immer und überall spielen heterosexuelle Paarbeziehungen eine Rolle. Wenn Eine von uns die Andere aber öffentlich "meine Partnerin" nennt, ist das schon zu viel. Die wenigsten Zeitungen schreiben in ihre Nachbesprechungen unserer Auftritte, dass wir ein Paar sind. "Das spielt doch keine Rolle"... Ach wirklich? Und wie wäre es, wenn wir ein heterosexuelles Paar wären? Käme das auch nie vor in den Presseberichten?

Es spielt eine Rolle! Wir wollen als Paar wahrgenommen und akzeptiert werden. Wir wollen, dass unsere Liebe als gleichwertig gilt wie jene zwischen Frau und Mann. Wir wollen selber entscheiden dürfen, ob wir heiraten wollen oder nicht und ob wir Kinder großziehen oder nicht.

Das alles wird aber nur funktionieren, wenn die Gesellschaft von ihren Geschlechtsnormen Abstand nimmt. Wir können schon gar nicht mehr zählen, wie oft wir nach Auftritten gefragt wurden: "Warum tragt Ihr eigentlich Männerkleider?" Genau so oft wird ANA gefragt, warum sie ihr Haar nicht trägt. Tja, aus dem gleichen Grund, warum Andere Frauenkleider tragen und lange Haare haben: Weil es uns gefällt und wir uns in diesem Outfit wohlfühlen. Die Normen und Erwartungen dieser Gesellschaft aber lassen so etwas nicht zu. Wer sich so "daneben" kleidet, muss einen ganz speziellen Grund dafür haben. Frau tut das sonst nicht.

Frau tut es eben doch - genau so, wie Mann auch Röcke trägt. Das kann er aber im Prinzip nur einmal im Jahr tun - auf dem CSD. Denn sonst muss er befürchten, nicht für voll genommen zu werden. Er ist dann nicht mal mehr schwul, sondern eine "Tunte". Wir hingegen können uns immerhin auch im Alltag mit Krawatte oder Fliege präsentieren. Wir sind dann halt Lesben, die tun so was. Und außerdem Künstlerinnen - die sind ja eh immer etwas abgedreht.

Deshalb gehen wir auch dieses Jahr wieder zum CSD: Für Gleichheit vor dem Gesetz, für mehr gesellschaftliche Anerkennung und gegen Geschlechtsstereotypien, die uns zwar Attribute wie "Paradiesvögel", "spinnig" und "schräg" zugestehen, aber keine Vollwertigkeit als Menschen, die ihre "Liebe. Mit Recht." leben wollen.

Homepage des CSD Karlsruhe 2012

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